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Bereits kurz nach der Veröffentlichung dieses Beitrags gab es neue Entwicklungen. Folgen Sie diesem Link.

Auf dieser Website war schon öfter –scherzhaft– die "Wächtersbacher Seenplatte" ein Thema. Gemeint ist damit, dass nach starken Regenfällen die Flüsse Kinzig und Bracht über ihre Ufer treten und sich im Wiesengrund zwischen Wächtersbach-Innenstadt, Aufenau und Neudorf große Wasserflächen bilden. Bisher lief das Wasser innerhalb weniger Tage nach Ende der Regenfälle wieder ab, ohne Schäden zu hinterlassen.

Doch im Frühjahr 2025 ist das anders: Obwohl es schon seit Tagen gar nicht mehr und auch innerhalb der vorhergehenden Wochen kaum nennenswert geregnet hatte, haben sich in den Wiesen zwischen Neudorf und Wächtersbach auf der Nordseite des Bahndamms mehrere ausgedehnte Wasserflächen gebildet.

Aufgestaute Wasserfläche durch den Biberdamm

Aufgestaute Wasserfläche durch den Biberdamm

Grund dafür: Zwischen der Bracht und der Unterführung des Rad- und Wanderwegs zwischen Neudorf und Aufenau haben ein oder mehrere Biber in der nächsten Bahnunterführung, die eigentlich der Entwässerung dienen soll, einen ca. einen Meter hohen Damm gebaut, der durch Rückstau für diese Überschwemmungen verantwortlich ist.

Biberdamm in einer Bahnunterführung mit Entwässerungsgraben

Freuen dürften sich über die Aktivitäten der Biber die Natur- und Umweltschützer, über die Tümpel die zahlreichen Vögel in der Neudorfer Gemarkung, z.B. die Störche von der unmittelbar angrenzenden Storchenplattform, Enten oder der große Schwarm der ansässigen wilden Gänse.

Einschränkungen für die Landwirtschaft ...

Weniger begeistert dürften die örtlichen Landwirte sein, die auf den jetzt überschwemmten Flächen eigentlich Gras für ihre Tiere ernten wollen. Dabei beschränkt sich das Problem nicht auf die überschwemmten Flächen in der Nähe des Biberdamms, denn durch die Aufstauung transportieren die –ohnehin seit Jahren schlecht geräumten– Flutgräben südlich und westlich von Neudorf noch weniger Wasser ab als sonst. Dadurch steht selbst in den Wiesen zwischen Aufenauer Straße und Bahndamm, also mehr als einen halben Kilometer Luft­linie entfernt, sehr viel mehr Wasser als sonst zu dieser Jahreszeit.

... und für Fußgänger und Radfahrer

Der Rückstau vom Biberdamm erstreckt sich bis zur Unterführung am Fuß- und Radweg zwischen Neudorf und Aufenau, mit der Folge, dass unter der Bahnstrecke mehrere Zentimeter hoch das Wasser steht und eine Begehung des Wanderwegs ohne nasse Füße nur noch mit wasserdichten (hohen) Schuhen möglich ist. Bei einer Wassertiefe wie Anfang März 2025 dürften zudem unsichere Radfahrer eine Befahrung der Unterführung scheuen.

Durch den Rückstau des Biberdamms überschwemmte Unterführung (Neudorfer Seite)

Durch den Rückstau des Biberdamms überschwemmte Unterführung (Aufenauer Seite)


Es dürfte interessant sein zu erfahren, wie die Stadt Wächtersbach und die Untere Naturschutzbehörde mit den genannten Problemen umgehen werden. Mehrere Alternativen sind denkbar:

  • Aus Gründen des Natur- und Artenschutzes wird die Aufstauung durch den Biberdamm akzeptiert, mit den genannten Folgen für Landwirtschaft, Radfahrer und Fußgänger.
  • Der Biberdamm wird entfernt, um den früheren Zustand wieder herzustellen. Dabei ist allerdings zu Bedenken, dass Biber ihre defekten Dämme meist kurzfristig wieder reparieren ...
  • Biberdamm und Einschränkungen für die Landwirtschaft werden akzeptiert. Um den Fuß- und Radweg wieder trockenen Fußes (bzw. Reifens) nutzen zu können, könnte der Weg unter der Bahnunterführung um mindestens 10 Zentimeter (oder besser 20 Zentimeter) aufgepolstert werden.
  • Auch eine Verbesserung der Entwässerung auf der Südseite des Bahndamms könnte gegebenenfalls den Wasserspiegel so weit senken, dass der Fußweg wieder normal begehbar ist.

Aber vielleicht gibt es ja noch weitere Möglichkeiten!


Weitere Fotos hier in der Bildergalerie:


Biberdamm beseitigt ....

Schon kurz nach der Veröffentlichung dieses Beitrags kam Bewegung in die Sache: Auf der Südseite des Bahndamms erschien am 11.03.2025 ein kleiner Bautrupp der Stadt Wächtersbach mit einem Bagger, der den Biberdamm entfernte und damit die Entwässerung der überschwemmten Wiesenflächen wieder in Gang setzte. Wie der zuständige städtische Mitarbeiter im Gespräch mitteilte, wurden ca. 3,5 Tonnen Material vom Biberdamm abgefahren

Schon kurz nach der Beseitigung des Biberdamms war der Wasserstand so weit gesunken, dass eine Begehung der Bahnunterführung wieder ohne nasse Schuhe möglich war. Die Fläche der Überschwemmungen auf den Wiesen war deutlich zurückgegangen, und auch der Wasserstand in den Flutgräben am südlichen Ortsrand von Neudorf war spürbar gesunken.

.... und wieder repariert

Einen Tag später gab es einen zwiespältigen Eindruck:

  • Einerseits war das Wasser vom größten Teil der vorher überschwemmten Flächen abgelaufen. Der Fuß- und Radweg war unter der Bahnüberführung wieder fast komplett trocken.
  • Andererseits gab es in der nächsten Unterführung, in der der Biberdamm entfernt worden war, ein etwas verblüffendes Bild: Hatte der Bautrupp am Tag zuvor etwa geschlampt und einen Teil des Baumaterials der Biber dort liegen gelassen?
    Neuer DammbauNatürlich hatten die Bauarbeiter den Biberdamm vollständig entfernt, doch der Biber hatte bereits wieder damit begonnen, seinen Damm zu "reparieren". Noch lief das Wasser relativ ungehindert ab. Sollten jedoch die Biber weiterbauen, so würde kurzfristig ein weiterer Arbeitseinsatz notwendig werden.
    "Baumaterial" für die Biber liegt in der Nähe ja genügend herum, weil ein Subunternehmen der Deutschen Bahn zwar an den Böschungen auf beiden Seiten des Bahndamms die Büsche zurückgeschnitten, das Schnittgut jedoch nicht entfernt hatte. Und falls die herumliegenden Äste nicht ausreichen, können die Biber ja selbst für Nachschub sorgen, wie man auf dem nächsten Foto sieht, das in der unmittelbaren Nähe zur "Baustelle" aufgenommen wurde.
    Biberspuren

Einen Tag später hatte der Biber seinen neuen Damm weiter erhöht; allerdings hat danach der zuständige städtische Mitarbeiter die Äste wieder weggezogen, wodurch das bereits wieder um ca. 30 Zentimeter angestaute Wasser erneut abfließen konnte. Der Mitarbeiter ging im Gespräch vor Ort davon aus, dass einerseits der Biber mit seinen Bemühungen nicht nachlassen und dass andererseits er mit seinem Bagger in den nächsten Tagen wieder gefordert sein wird.


Am 14.03.2025 war der Biber erneut tätig gewesen. Seine "Baustelle" sah fast wieder genau so aus wie zwei Tage vorher:

Neubau am 14.03.2025

Und für die nächste Schicht war das Baumaterial auch schon vorbereitet:

Baumaterial für den Biberdamm

Der abgebildete Ast dürfte übrigens am Stamm eine Dicke von ca. 20 Zentimetern haben.


Es dürfte in jedem Fall spannend sein, zu beobachten, wie es in den nächsten Tagen weitergehen wird!